Dopamin und Serotonin aus Pharmasicht
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 11. Mai 2014
Alliance Boots ist ein pharmazeutischer Weltkonzern. Über seine Tochter Alliance Healthcare Deutschland GmbH unterhält der Konzern für die Unterrichtung der Allgemeinheit das wichtige Internetportal:
über das täglich Tausende zu der unübersehbaren Fülle von Gesundheitsfragen weitgehend kompetenteAuskunft erhalten. Auf den ersten Blick erkennt man nicht, wer dahinter steckt, wohl aber über das Impressum der Seite. Wenn man weiß, wen man da in Gesundheitsangelegenheiten fragt und sich dessen bewusst ist, dass es sich nicht um eine wohltätige oder auch nur gemeinnützige Veranstaltung handelt, sondern um ein globales Unternehmen mit Gewinninteresse, kann man von den gebotenen Informationen durchaus profitieren. Natürlich muss man sich auch anderswo unterrichten. Tut man das, fällt aber auf, wie wichtig gerade die Dinge sind, über die ganz bewusst kein Wort verloren wird.
Im Ausgangspunkt recht aussagefähig ist die Information von Alliance Boots über Dopamin:
http://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/dopamin
Man erfährt u.a. wie wichtig Dopamin für den Menschen ist. Völlig richtig wird auch folgendes mitgeteilt:
„Dabei steht Dopamin in ständiger Wechselwirkung mit dem eher dämpfend wirkenden Serotonin.“
Welcher Art diese Wechselwirkung ist, insbesondere dass ein Mangel an Serotonin dazu führt, dass kein Dopamin ausgeschüttet wird, wird nicht erwähnt.
Folgt man dem Link zur Information über Serotonin:
http://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/depressionen/serotonin,
sieht man, dass auch dort die Bedeutung von Serotonin als Schlüsselhormon im ganzen Gehirngeschehen und als Modulator aller anderen Botenstoffe und gerade auch Dopamin nicht einmal angesprochen wird.
Tatsächlich ist es aber so, dass der glücklich machende Botenstoff Dopamin, der für eine gutes Seelenleben einfach unverzichtbar ist, im Serotonin einen zwingend vorgeschalteten Kontrolleur hat. Ein Mangel an Dopamin, soviel weiß man heute sicher, ist der Hauptauslöser für die Parkinson’sche Krankheit (Schüttellähmung). Interessant ist die bei „gesundheit.de“ weitergegebenen Information, dass man bei Parkinson-Patienen eine um 90 % verringerte Dopaminkonzentration im ganzen Hirn gefunden hat! Es gibt daher mehr als einen ersten Anhaltspunkt dafür, dass eine stets ausreichende Versorgung mit dem Kontrollstoff Serotonin dazu führt, dass kein Mangel an Dopamin entsteht und sich kein Parkinson entwickelt.
Auch die übermäßige Ausschüttung von Dopamin wird, wenn der Mensch nicht unter Drogen gesetzt wird, durch Serotonin kontrolliert. Wenn nämlich weniger Serotonin abgegeben wird, erhöht sich auch die Dopaminkonzentration nicht. Der Übererregbarkeit, die viele psychische und neurologische Störungen wie AD(H)S und das Restless Leg Syndrom kennzeichnet, sollte daher eine Verbesserung des Serotoninstatus entgegenwirken. Drogen wie Nikotin, Alkohol und insbesondere die Amphetamine bewirken dagegen einen starken Aussstoß von Serotonin. Dieser erst leitet die dopaminergen Glücksgefühle aus, die süchtig mahen.
Weil es so anschaulich ist, zitiere ich einmal wörtlich aus dem Artikel über Dopamin von „gesundheit.de“:
„Dopamin ist zuständig für die Übertragung von Empfindungen und Gefühlen. Bei gesunden Menschen sorgt dies für eine stabile emotionale Wahrnehmung, denn sie nehmen nur etwa zehn Prozent aller Eindrücke und Gefühle wahr, die sie andauernd umgeben. Menschen mit einer hohen Dopamin-Konzentration können jedoch erheblich mehr wahrnehmen und verlieren mehr und mehr die Fähigkeit, zwischen wichtigen und unwichtigen Empfindungen zu unterscheiden. Nimmt eine Person 20 Prozent aller Empfindungen wahr, kann es zu einem Nervenzusammenbruch kommen. Eine noch höhere Dopamin-Konzentration führt zu Psychosen oder Schizophrenie.“
Schade, dass die Information in diesem Beitrag wie auch bei dem über Serotonin nur so weit reicht wie die bekannten Medikamente (angeblich) wirken. Insbesondere fehlt jedes Wort darüber, wie sich in der Natur bei allen Wesen, auch beim Menschen, das Schlüsselhormon Serotonin auf körpereigenen Weise aufbaut. Natürlich ist es so, dass Medikamente keine Hormone ersetzen können, wenn die Hormone sich aber ausreichend bilden, treten viele gesundheitliche Störungen gar nicht erst auf. Dadurch verlieen allerdings die Medikamente an Bedeutung, deren Funktion es ist, die Symptopme der Mangelfolgen zu bekämpfen. Ist es daher zuviel verlangt, von der Industrie zu verlangen, auch da komplett zu informieren, wo es mal für sie nichts zu verdienen gibt?!
Bedenkt man die unendliche Zahl der Leiden, die durch die mangelnde Verfügbarkeit über Serotonin bei Millionen von Menschen täglich quälen, hält sich meine Freude über die Korrektheit der Darstellung aus Pharmasicht in den tatsächlich angesprochenen Fragen am Ende sehr in Grenzen.